«Es ist ein Privileg im Gehörlosendorf zu arbeiten. Für mich ist es nicht nur mein Beruf, sondern meine Berufung.»
Andreas Kaul, Landschaftsgärtner und Arbeitsagoge, hörend – seit mehr als 10 Jahren im Gehörlosendorf
Andreas arbeitet seit über 10 Jahren im Gehörlosendorf. In dieser Zeit hat er hat sich zum Arbeitsagogen weiterbilden lassen. Sein Team hat sich verdreifacht, doch seine ruhige und besonnene Art ist geblieben. Die Faszination für die Gebärdensprache hat all die Jahre angehalten, ebenso seine Begeisterung für die soziale Arbeit. Lieber Andreas, wir danken dir für diese bereichernde Zeit.
«Ich bin gelernter Landschaftsgärtner und führte mehrere Jahre ein eigenes Unternehmen. Danach war ich in einem Angestelltenverhältnis tätig und wechselte später ins Gehörlosendorf. Ich musste mich zuerst daran gewöhnen, dass im Gehörlosendorf ein anderes Arbeitstempo herrscht und am Abend nicht immer alles fertig ist.
Mir wurde schnell klar, dass die Kommunikation mit gehörlosen Menschen besondere Anforderungen mit sich bringt. Die Gebärdensprache fasziniert mich bis heute und ich freue mich, wenn mir Mitarbeitende neue Gebärden zeigen. So kann ich ihnen auf Augenhöhe begegnen und zeigen, dass auch ich als Vorgesetzter dazulerne.
Mit meiner Anstellung wurde der Bereich «Arealunterhalt» neu geschaffen. Nach der Probezeit übernahm ich sogleich die Teamleitung, das Team wuchs von damals drei auf heute neun Personen. Während wir anfangs noch externe Aufträge übernahmen, pflegen und gestalten wir heute ausschliesslich das eigene Gelände. Neben dem Arealunterhalt gibt es auch spannende Projekte, etwa den Bau einer Kompostanlage. Die Mitarbeitenden hatten grosse Freude, bei der Realisierung mitzuwirken. Das motiviert sie und stärkt ihr Selbstwertgefühl.
Zwei Jahre nach meinem Arbeitsbeginn in der Stiftung absolvierte ich die Ausbildung zum Arbeitsagogen, was meine sozialen Kompetenzen stärkte. Mit Mitte vierzig nochmals etwas Neues zu lernen, war eine bereichernde Erfahrung. Besonders schön war, dass ich Projekte wie das Weidenhäuschen direkt im Gehörlosendorf umsetzen konnte.
Der soziale Aspekt meiner Arbeit liegt mir sehr am Herzen. Besonders berühren mich die kleinen Gesten: ein Dankeschön am Ende des Tages für die gute Zusammenarbeit oder der Stolz in den Augen meiner Mitarbeitenden nach einem gelungenen Projekt. Das sind wertvolle Momente, die mir zeigen, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Obwohl die Arbeit manchmal herausfordernd ist, erfüllt sie mich.
Im Gehörlosendorf herrscht ein guter Zusammenhalt und ich schätze es sehr, dass alle füreinander da sind und sich gegenseitig unterstützen. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass dieses Miteinander erhalten bleibt und die interdisziplinäre Zusammenarbeit weiter gefördert wird.»
Turbenthal, Oktober 2025